Umzug nach Schweden: Zwei persönliche Erfahrungen
Viele Menschen träumen davon: das hektische Schweizer Leben hinter sich zu lassen und in ein Land zu ziehen, das viel mehr Ruhe, Raum und Natur bietet. Laut Statistik haben im Jahr 2014 insgesamt etwa 45.000 Schweizer den großen Schritt gewagt und sind ins Ausland ausgewandert.
Eines der beliebtesten Auswanderungsländer für Schweizer ist Schweden, ein Land, das uns besonders am Herzen liegt. Schließlich wurde Moveria in Schweden gegründet! Insgesamt leben mittlerweile rund 8.000 Schweizer im skandinavischen Land.
Aber wie ist es wirklich, nach Schweden zu ziehen? Wir sprachen mit zwei Personen, die diesen Schritt gemacht haben. Sonja zog 2014 mit ihrem Mann André auf die schwedische Insel Gotland. Jo und ihre Familie wanderten im selben Jahr nach Schweden aus, um dort eine Pension zu übernehmen. Während Sonja und André noch hart an ihrer Integration arbeiten, haben Jo und ihre Familie mittlerweile beschlossen, in die Schweiz zurückzukehren. Sonja und Jo erzählten uns von ihren Erfahrungen.
Integration in Schweden schwieriger als erwartet
Als Jo, ihr Partner und ihre zwei Kinder auf Haussuche in Schweden waren, verliebten sie sich sofort in die Pension, in der sie untergekommen waren. Sie zögerten nicht lange: Kurze Zeit später zog die Familie in den Norden und übernahm die Pension.
Die lokalen Bewohner waren sehr erfreut über die Ankunft der Schweizer Familie. Durch ihre Übernahme der Pension gab es wieder ein neues Restaurant im Dorf, und es kamen mehr Touristen. Jo, ihr Partner und die Kinder fühlten sich sehr willkommen und hatten eigentlich ständig das Gefühl, im Urlaub zu sein.
Doch mit der Zeit erlebte die Familie die Nachteile des Lebens in einem großen und weiten Land wie Schweden. Die nächste größere Stadt ist etwa 1,5 Stunden Fahrt entfernt, und jeder Einkauf oder Besuch muss mit dem Auto gemacht werden. Alles dauert viel länger und erfordert mehr Planung.
Ein weiterer Nachteil der großen Entfernungen: Da jeder das Auto benutzt, trifft man sich viel seltener auf der Straße. Es ist daher schwierig, Freundschaften zu schließen und zu pflegen. Laut Jo sind die Schweden von Natur aus zurückhaltender, und es ist auch wegen der Sprachbarriere schwierig, neue Kontakte zu knüpfen. Und obwohl die schwedische und schweizerische Kultur nicht weit auseinanderliegen, gibt es doch einen entscheidenden Unterschied: „Schweizer sind viel direkter. Schweden sagen immer ‚ja‘, während sie 9 von 10 Mal ‚lieber nicht‘ oder sogar ‚nein‘ meinen. Auch Verabredungen zu treffen, ist viel komplizierter, alles dauert länger und die Menschen sind weniger direkt als Schweizer“, so Jo.
Etwas mehr als ein Jahr nach der Auswanderung mussten Jo und ihre Familie leider feststellen, dass Schweden fantastisch ist, aber ihnen nicht das Leben bieten kann, das sie suchten. Jo sagt: „Das hektische Stadtleben und der Umgang mit Freunden, Scherze machen wird so vermisst, dass wir hier nicht (alle) glücklich werden.“ Sie haben daher beschlossen, in die Schweiz zurückzukehren.
Pferdehof an einem Traumstandort
Seit 2014 lebt Sonja mit ihrem Ehemann André und ihrer neugeborenen Tochter auf der schwedischen Insel Gotland. Auch Sonja erlebt, dass die Integration in Schweden viel Zeit in Anspruch nimmt. Anfangs hatte sie Schwierigkeiten mit dem isolierten Leben: Ihr Partner hatte sofort eine feste Anstellung und sie hatten anfangs noch keine Personennummer, was den Kauf eines zweiten Autos erschwerte. Deshalb war Sonja in der ersten Zeit oft zu Hause gebunden.
Sonja berichtet, dass auch das Erlernen der Sprache eine große Herausforderung darstellt: „Die Sprache zu lernen ist für mich eine der schwierigsten Aufgaben und absolut notwendig, um gut zu integrieren. Viele Schweden sprechen Englisch, aber nicht alle, und sie schätzen es wirklich, wenn man Schwedisch spricht.“ Zudem merkt Sonja an, dass die Schweden eher zurückhaltend sind und es somit nicht immer leicht ist, neue Kontakte zu knüpfen.
Derzeit befinden sich Sonja und André noch mitten im Integrationsprozess, genießen aber bereits das schwedische Leben in vollen Zügen. Bevor sie den Schritt zum Umzug nach Schweden machten, suchten sie jahrelang nach einem Ort mit viel Raum, Ruhe, freundlichen Menschen und der Möglichkeit, ihr Leben mit Pferden zu führen. Ursprünglich waren sie in Neuseeland verliebt, aber Schweden erwies sich als gute Alternative. Das Land vermittelt das gleiche Gefühl wie Neuseeland, ist jedoch viel näher an der Schweizer Familie und Freunden.
Durch Schweizer Freunde wurden Sonja und André auf die Insel Gotland aufmerksam. Sonja erzählt: „Wir haben uns dann entschieden, zuerst einmal Urlaub auf Gotland zu machen. Obwohl es die schlechteste Zeit des Jahres war – nass, Eisregen, grau und neblig – waren auch wir ganz begeistert von der Insel und bald ergab sich über Bekannte eine tolle Jobmöglichkeit für meinen Mann, und so kam eins zum anderen.“
Gotland, wie viele andere schwedische Landgemeinden, hat ein spezielles Programm, um neue Bewohner anzuziehen. Viele Gemeinden kämpfen mit Abwanderung und Überalterung und suchen daher junge Paare oder Familien, um die Bevölkerung zu diversifizieren. Gotland hat derzeit etwa 57.000 Einwohner und möchte auf 60.000 wachsen.
Sonja und André kamen über Bekannte in Kontakt mit einer Mitarbeiterin des Programms Provgute. Sonja berichtet: „Sie hat uns sehr geholfen! Zuerst hat sie uns eine Wohnmöglichkeit verschafft und eine Adresse, wo wir unsere Pferde unterbringen konnten. Durch das Projekt wurde André für den neuen Job vorgestellt und es wurde schnell klar, dass es für mich interessant wäre, meine Arbeit mit den Pferden hier auf Gotland fortzusetzen.“
Mittlerweile haben Sonja und André einen kleinen Pferdehof kaufen können. Sonja ist – nach ihrem Mutterschaftsurlaub – dabei, ihr Unternehmen für Training und Coaching in Schweden neu aufzubauen. Sie merken, dass sie mit ihrer Schweizer Arbeitsmentalität, Direktheit und Kreativität einen positiven Beitrag zur lokalen Gemeinschaft leisten.
Sonja und André finden langsam ihren Platz, und die Zeit wird zeigen, ob Schweden tatsächlich die Traumlocation ist, die sie sich vorgestellt hatten. Fürs Erste steht fest, dass sie an einem wunderschönen Ort leben, umgeben von ihren Tieren und ihrer Tochter. Schauen Sie sich die Fotos auf Sonjas Website an!
Möchtest auch du nach Schweden umziehen?
Spürst du auch das Kribbeln und überlegst du, nach Schweden zu ziehen? Dann bist du sicherlich auf der Suche nach praktischen Informationen. In diesem Artikel haben wir uns vor allem auf persönliche Erfahrungen konzentriert, möchten dich aber gerne auf Orte hinweisen, an denen du weitere nützliche Informationen finden kannst.
Was kostet ein Umzug nach Schweden?
Eine grobe Schätzung der Kosten für einen Umzug nach Schweden liegt zwischen 2’200 und 8’800 CHF. Der Preis hängt von der Menge des Hausrats und der Gesamtdistanz ab, die zurückgelegt werden muss. Möchtest du eine genauere Vorstellung von den Umzugskosten für deine spezifische Situation bekommen? Dann ist es am besten, Angebote bei internationalen Umzugsunternehmen einzuholen. Du kannst dies direkt über den folgenden Button tun:
Was kostet mein Umzug nach Schweden?Andere Websites zum Thema Umzug nach Schweden
Online gibt es reichlich Hilfe und Informationen. Die Website «De Nieuwe Zweed» bietet spannende und interessante Artikel über Leben und Arbeiten in Schweden. Auf der Website von SchwedenAdvies kannst du persönliche Emigrationshilfe erhalten. Die Website «Emigreren Naar Zweden» hat praktische Informationen und Kosten für einen Umzug nach Schweden gesammelt. Liest du lieber offline? Dann gibt es einige gute Emigrationsbücher, die du online bestellen kannst, wie das Buch: «Emigreren naar Zweden 2015«.
Die Fotos auf dieser Seite stammen von Tommie Hansen via Flickr mit einer CC2.0-Lizenz, und diese Seite enthält Partnerlinks.